Level 4
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1) Newton kocht ein Ei
Der englische Physiker Isaac Newton vergaß oft
bei der Arbeit alles andere, sogar das Essen und Trinken. Eines Morgens kam
er wieder nicht zum Frühstück. Da brachte seine Frau einen Topf mit Wasser
und ein Ei in das Arbeitszimmer, wo der Gelehrte für seine Versuche einen
kleinen Herd hatte. Die Frau nahm die Uhr Newtons, legte sie neben das Ei und
sagte: „Hier liegt das Ei und hier deine Uhr. Stelle den Topf auf den Herd
und koche das Ei 3 Minuten!“ Dann ging sie hinaus. Nach einiger Zeit kam sie
wieder in das Zimmer. Newton saß am Tisch. In der linken Hand hielt er ein
Buch, in dem er las, in der rechten hielt er das Ei. Im Topf auf dem Herd
…………… kochte seine Uhr.
2) Der blanke Heller
Der große deutsche Mathematiker und Physiker Karl
Friedrich Gauß war natürlich auch einmal ein kleines Kind wie alle Menschen.
Vater Gauß war ein Maurer. Da er immer tüchtig und fleißig war, wurde er bald
Vorarbeiter. Nun musste er jeden Abend nach der Arbeit den Lohn der Maurer
berechnen. Für den dreijährigen Karl Friedrich waren das die schönsten
Stunden, wenn der Vater am Tisch saß und rechnete. Er kletterte auf Vaters
Knie, schaute auf das Papier mit den vielen Zahlen und rechnete mit. Der
Dreijährige konnte wirklich schon rechnen! Oft malte er mit Kreide Zahlen an
die Hauswand und rechnete, oder schrieb sie mit einem Stöckchen in den Sand.
Die Zahlen waren sein liebstes Spielzeug. Eines Abends war Vater Gauß sehr
müde, da fielen ihm beim Rechnen die Augen zu. Während er schlief, rechnete
sein Söhnchen schnell noch einmal nach. Plötzlich rief der Kleine: „Vater,
sieh nur, du hast einen Fehler gemacht! Hier muss eine Fünf stehen. Du hast
eine Drei geschrieben!“ Erschrocken öffnete Gauß die Augen. Er prüfte die
Rechnung, und wirklich, Karl Friedrich, sein dreijähriges Söhnchen, hatte
einen Fehler in der Rechnung gefunden! Er streichelte seinen Jungen zärtlich,
griff in die Tasche und schenkte ihm einen neuen, blanken Heller. Für diesen
Heller kaufte Karl Friedrich keine Süßigkeiten. Er verwahrte ihn gut. Später,
als berühmter Mann, trug er diesen Heller noch bei sich, zum Andenken an
seine erste mathematische Leistung.
3) Wettlauf mit dem Draht
Karl Friedrich Gauß und Wilhelm Eduard Weber
arbeiteten in Göttingen unter anderem an der Erfindung der Telegraphie mit
Hilfe der Magnetnadel. Professor Gauß hielt sich die meiste Zeit in der
Sternwarte auf, die an der Peripherie lag, Professor Weber in seinem
Laboratorium im Stadtzentrum. Mickelmann, der Diener des Observatoriums,
musste ständig mit Mitteilungen von einem zum anderen laufen. Endlich war der
große Tag gekommen. Das erste Telegramm sollte von der Sternwarte in das
Laboratorium gesendet werden. In höchster Spannung schickte Gauß Mickelmann
zu seinem Kollegen, um das Resultat zu erfahren. Der brave Diener eilte
selbst ganz aufgeregt los. Als er außer Atem im Laboratorium ankam, hatte
sich die Magnetnadel noch nicht gerührt. Wenige Minuten später aber schlug
sie aus. Das historische Telegramm lautete: „Mickelmann kommt!“
4) Philosophische Ruhe
Friedrich Hegel lebte so völlig in seiner
Gedankenwelt, dass alles Äußere für ihn so gut wie gar nicht existierte. So
schrieb er gerade wie entrückt-entzückt an einem Manuskript, als ein Diener
hereinstürzte und ohne die gewohnte ehrfürchtige Anrede schrie: „Unser Haus
brennt!“ Missbilligend blickte der Philosoph kurz vom Schreibtisch auf: „Aber
Johann, sag’s doch meiner Frau!“ und schrieb weiter. Erst am späten Abend
ließ er sich berichten, dass die Feuerwehr den Brand im Vorraum der Wohnung
hatte ersticken können.
5) Ein zerstreuter Professor
Der große deutsche Physiker und Psychologe Gustav
Fechner war ungewöhnlich pünktlich. Eines Tages musste er knapp vor Beginn
einer Vorstellung feststellen, dass seine Uhr sich nicht in seiner linken
Westentasche befand, wo ihr Platz war. „Bitte, gehen Sie sofort zu meiner
Frau“, beauftragte er seinen Assistenten, „und lassen Sie sich meine Uhr
geben, die ich wahrscheinlich im Esszimmer liegen gelassen habe. Wenn Sie
sich beeilen, können Sie in zehn Minuten wieder da sein.“ Er griff zerstreut
in seine rechte Westentasche, zog die Uhr hervor und fuhr fort: „Es ist jetzt
neun Uhr, die Zeit reicht noch bis zu Beginn der Vorlesung.“
6) Professor Burckhardt bei dem Fotografen
Der berühmte Schweizer Professor Jacob
Burckhardt, Verfasser von mehreren kunsthistorischen Werken, war ein
bescheidener Mann. Lange hatte man den großen Gelehrten vergeblich bestürmt,
sich einmal fotografieren zu lassen. Schließlich gelang es doch, ihn dazu zu bewegen.
Die Freunde benachrichtigten den Fotografen und schärften ihm ein, dass er
auf den alten Herren und seine kostbare Zeit die größte Rücksicht nehmen
müsse. Pünktlich zur festgesetzten Stunde fand sich Burckhardt im Atelier ein
und verlangte sofort eine Aufnahme. „Augenblicklich ist es mir leider nicht
möglich“, entschuldigte sich der Fotograf höflich, „ich erwarte nämlich
gerade einen Gelehrten von europäischer Berühmtheit.“ „Das tut mir leid“,
sagte Burckhardt und machte, dass er fortkam.
7) Röntgens Antwort
Einmal erhielt Wilhelm Konrad Röntgen einen
Brief. Der Absender hatte ihn ersucht, einige Röntgenstrahlen zu senden, und
eine Anweisung, wie man sie anwenden soll. Er teilte mit, dass in seinem
Brustkorb eine Kugel stecke, dass er aber keine Zeit habe, Röntgen
aufzusuchen. Röntgen, der sehr viel Sinn für Humor hatte, antwortete so:
„Leider habe ich augenblicklich keine X-Strahlen, außerdem ist das Übersenden
dieser Strahlen recht schwer. Wollen wir es einfacher machen, senden Sie mir
Ihren Brustkorb.“
8) Im Examen
Eines Tages wurde ein fauler Student von Röntgen
geprüft. Der Student konnte keine einzige Frage des Professors beantworten.
Schließlich fragte ihn der Examinator. „Sagen Sie mal, mein Lieber, wer hat
Ihnen die Vorlesungen gehalten?“ Nachdem der Student die Frage beantwortet
hatte, sagte Röntgen: „Na, sehen Sie, was für Fortschritte Sie gemacht haben.
Voriges Mal wussten Sie das auch nicht!“
9) Falsche Verbindung
Ein Student, der in einem Krankenhaus sein
Praktikum macht, erwartet aus der Inneren Abteilung einen Patienten, der
geröntgt werden soll. Trotz mehrmaliger telefonischer Aufforderung trifft der
Patient jedoch nicht ein. Da der Mediziner aber weggehen will, telefoniert er
erneut und ruft in die Muschel: „Was ist denn das für eine Schlamperei in der
Inneren Abteilung!“ Darauf erwidert eine kühle Stimme: „Wissen Sie
eigentlich, mit wem Sie sprechen, Herr Kollege?“ „Nein“, gesteht der Student.
„Hier ist der Chef der Inneren Abteilung, Professor Notter!“ „Und wissen Sie,
wer hier spricht, Herr Professor?“ fragt der Student zurück, nachdem er sich
einigermaßen gefasst hat. „Nein“, antwortet der Professor. „Gott sei Dank!“
ruft der Student und hängt ein.
10) Virchows Antwort
Rudolf Virchow, der berühmte Anatom, wurde einmal
von einem Neureichen gefragt, ob er kein gutes Mittel gegen Gicht wisse. „O
ja“, antwortete Virchow, „sogar ein sehr gutes. Täglich von drei Mark leben
und die sich selbst verdienen.“
11) Der Arzt und der Maler
Doktor Heinrich Hoffmann behandelte auch den
berühmten Maler Schwind, als dieser in Frankfurt lebte. Da Hoffmann keine
Rechnung schickte, drängte ihn Schwind, er solle ihm doch die Rechnung
zukommen lassen. Worauf Hoffmann meinte, er solle ihm lieber eine kleine
Zeichnung geben, damit wäre dann die Sache erledigt. Schwind gab ihm nun die
Farbskizze zu dem Bild „Der Sängerkrieg auf der Wartburg“. Hoffmann wollte
sie nicht nehmen, weil sie ihm zu kostbar schien, doch Schwind bestand darauf.
Hoffmann nahm sie schließlich und sagte: „Dann, lieber Schwind, haben Sie bei
mir noch eine kleine Lungenentzündung gut.“
12) Beherzigenswert
Robert Koch hatte einmal als Tischnachbarn einen
jungen Mann, der sich im Gespräch so ziemlich über alle Dinge für zuständig
und unfehlbar hielt. Er kam auch auf den ärztlichen Beruf zu sprechen und
behauptete: „Es ist sicher, dass die meisten Patienten eingebildete Kranke
sind!“ Jedenfalls ist es ebenso sicher“, erwiderte der Arzt und Bakteriologe,
„dass es auch genug eingebildete Gesunde gibt.“
13) Einstein im Café Kranzler
Albert Einstein saß in seinen Berliner Jahren oft
im alten Café Kranzler, Ecke Linden/Friedrichstraße, trank seine Tasse Kaffee
und schwebte in mathematischen Visionen ……. So hatte er wieder mal einen
Einfall, der eine komplizierte Berechnung verursachte, und er griff in die
Tasche nach dem Notizbuch, doch fasste er in die Leere. Er wusste sich zu
helfen. Er trank seinen Kaffee aus, stellte die Tasse auf den freien Stuhl
neben sich, zückte den Bleistift und begann die Marmorplatte des runden
Tischleins mit Zahlenreihen zu bekritzeln. Immer neue Summen wurden
produziert, potenziert, differenziert und plötzlich fiel ihm die schreibende
Hand in die Leere – die Fläche war restlos verbraucht. „Was nun?“ murmelte er
erregt, denn schon war ein höchst interessantes Resultat in Sicht. Er rief
den Kellner herbei und bat ihn mit gedämpfter Stimme: „Bitte, lieber Freund,
bringen Sie mir noch einen Tisch!“
14) Im Rechnen schwach
Von Albert Einstein, dem genialen Schöpfer der
Relativitätstheorie, war schon in jungen Jahren bekannt, dass er von der
professoralen Vergesslichkeit geplagt würde. Er fuhr eines Tages mit der
Berliner Straßenbahn, in ein wissenschaftliches Buch über die höhere
Mathematik vertieft. „Das Fahrgeld, bitte!“ rief der Straßenbahnschaffner und
stand auch schon vor Einstein. Der Gelehrte griff in seine Tasche und reichte
dem Schaffner, ohne vom Buch aufzublicken, zwei Geldstücke: ein
Zehnpfennigstück und ein Fünfpfennigstück. „Es kostet mich selbst 20 Pfennig,
guter Mann“, sagte der Schaffner und zog den hingehaltenen Fahrschein wieder
zurück, „da müssen wir noch eine Kleinigkeit zulegen!“ Einstein griff
nochmals in seine Tasche und holte, noch immer in das Buch vertieft, ein
Zehnpfennigstück heraus. „Jetzt stimmt’s wohl!“ murmelte er. Der Schaffner
besah das Geldstück, schüttelte den Kopf und sagte: „Also wissen Sie, Rechnen
scheint auch nicht gerade Ihre starke Seite zu sein.“
15) Einstein fällt durch
„Ich kann einfach keinen Assistenten finden”,
beklagte sich eines Tages Edison bei Einstein. „Jeden Tag kommen junge Leute
zu mir, aber bis jetzt ist nicht ein einziger bei mir geblieben.“ „Und wie
stellen Sie die Eignung der Bewerber fest?“ fragte Einstein interessiert. Der
berühmte Erfinder reichte ihm ein beschriebenes Blatt Papier mit den Worten:
„Wer alles beantwortet, wird mein Assistent.“ „Wie viele Meilen sind es von
New York bis Chicago?“ liest Einstein und antwortet sofort: „Man müsste im
Fahrplan nachsehen. „ „Wie ist die Zusammensetzung des rostfreien Stahles?“
„Das kann man im Handbuch der Metallurgie nachschlagen …..“ So antwortet
Einstein auf alle Fragen. Abschließend bemerkte er: „Ich brauche nicht auf
Ihre Absage zu warten, ich ziehe meine Kandidatur freiwillig zurück.“
16) Professor Einstein und der kleine Junge
Einstein, Professor an der Universität Princeton,
trug immer sein Haar außerordentlich lang. Eines Tages traf er auf der Straße
einen Jungen, der furchtbar weinte. Einstein blieb stehen und fragte ihn:
„Warum weinst du?“ „Ich habe mein Geld verloren“, sagte der Junge
schluchzend, „das Mutti mir zum Haarschneiden gegeben hat.“ Einsteinnahm
einen Dollar aus der Westentasche und wollte ihn dem Jungen schenken. Als er
das Geldstück in Einsteins Hand sah, hob er seinen gesenkten Kopf, entdeckte
aber dabei Einsteins langes Haar, sah es an, großäugig und kritisch, und
sagte dann: „Behalten Sie lieber Ihren Dollar! Sie haben einen Haarschnitt
viel nötiger als ich.“
17) Frau Einstein
Die Gattin des berühmten Physikers wurde einmal
von einem Journalisten befragt, ob sie die Relativitätstheorie ihres Mannes
verstehe. Nach kurzer Überlegung erwiderte Frau Einstein: „Das nicht. Aber
ich verstehe viel mehr, ich verstehe Einstein selbst.“
18) In Ihrem Alter noch
Professor Heisenberg war einmal zu Besuch und
unterhielt sich mit der 20jährigen Tochter seines Gastgebers. Die junge Dame
wusste nicht, dass Heisenberg ein berühmter Atomphysiker ist, und fragte ihn
ganz harmlos: „Was haben Sie eigentlich für einen Beruf?“ „Ich beschäftige
mich mit dem Studium der Physik“, antwortete Heisenberg lächelnd. „Was? In
Ihrem Alter noch?“ wunderte sich das Mädchen und meinte dann etwas von oben
herab: „ Damit bin ich schon seit zwei Jahren fertig!“
19) Die Antwort des Physikers
Als die erste amerikanische Atombombe hergestellt
war, erklärte Dr. Robert Oppenheimer, ein amerikanischer Atomforscher und
Demokrat, dem Kongress die Wirkung der Bombe und schilderte die furchtbaren
Auswirkungen dieser Waffe. Der Kongress stellte ihm die Frage: „Gibt es denn
auch ein Mittel, um sich vor der Wirkung dieser Bombe zu schützen?“ „Ja!“
antwortet der Wissenschaftler überzeugt. „Und was für ein Mittel ist das?“
Dr. Oppenheimer blickte die Anwesenden reihum an und antwortete: „Der
Friede!“
20) Der zukünftige Kritiker
„Du hast wieder Eselsohren in dein Buch gemacht“,
sagte der Vater zu dem kleinen Gotthold Ephraim Lessing. „Vater, das Buch hat
ein Recht auf Eselsohren“, antwortete der zukünftige Kritiker.
21) Goethe im Gasthaus
Goethe kehrte in Jena gern im “Gasthaus zur
Tanne” ein, wo einstmals sein “Erlkönig” entstanden war. Während einer Reise
kam er wieder in das Gasthaus und bestellte eine Flasche Wein. Bevor er den
Wein trank, probierte er ihn und verdünnte ihn mit Wasser. An einem anderen
Tisch saßen Studenten, die ebenfalls Wein tranken, guter Laune waren und viel
Lärm machten. Sie bemerkten, dass der Herr neben ihnen den Wein mit Wasser
verdünnte und lachten darüber. Einer von ihnen fragte: „Sagen Sie lieber
Herr, warum verdünnen Sie das edle Getränk mit Wasser?“ Goethe erwiderte
schlagfertig: „Wasser allein macht stumm. Das beweisen im Teiche die Fische.
Wein allein macht dumm. Das beweisen die Herren am Tische. Und da ich keines
von beiden will sein, trink ich das Wasser vermischt mit Wein.“
22) Entweder – Oder
Goethes Küchenjunge entwendete eines Tages aus
der Küche einen großen Fisch, verszeckte ihn unter dem Mantel und eilte durch
den Park. Zufällig stand Goethe am Fenster und bemerkte den unter dem Mantel
hervorlugenden Fischschwanz. „He, Junge“, rief er streng. Der Junge
stotterte: „W-w-w-a-a-s befehlen Exzellenz?“ „Ich befehle, dass du künftig,
wenn du einen von meinen Fischen ausführen willst, einen längeren Mantel oder
einen kürzeren Fisch nimmst.“
23) Schlagfertig
Goethe ging im Park von Weimar spazieren. Auf
einem Weg, dessen Breite nur für eine Person Platz ließ, begegnete ihm ein
Kritiker, der an Goethes Werken bisher kein gutes Haar gelassen hatte. Als
sich die beiden Spaziergänger gegenüberstanden, sagte der überheblich: „Ich
weiche keinem Narren aus.“ „Aber ich ….“, antwortete Goethe und trat mit
einem Lächeln zur Seite.
24) Der Autografensammler
Charles Gore, ein leidenschaftlicher
Autografensammler, kam eines Tages auf den Einfall, die Handschriften der
bedeutendsten Männer auf einem Blatt vereinigt zu sehen. Er ging zuerst zu
Herder und trug ihm seine Bitte vor: Herder schrieb: „Die Erde ist ein
Jammertal“ Mit seinem Autogramm wandte Gore sich an Schiller. Der las Herders
Spruch und setzte ihn sinngemäß fort: „Voller Narren und Toren“ Nun
überreichte er Goethe das Blatt mit den beiden Zeilen. Dieser hörte sich die
sonderbare Bitte lächelnd an und vollendete das Gedicht sodann mit heimlichem
Vergnügen: „Wo Sie der allergrößte sind, Mein lieber Herr von Goren!“
25) Goethe erzählt
Goethe selbst hat seine Gespräche mit Vorliebe
mit Anekdoten gewürzt. Er sagte: „Eine Sammlung von Anekdoten ist für den
Weltmann der größte Schatz, wenn er sie am schicklichen Ort ins Gespräch
auszustreuen weiß.“ Im Jahre 1806 erzählte er den Gästen einer frohen
Abendgesellschaft in Weimar die folgende Anekdote aus seinem eigenen Leben:
In Karlsbad wanderte ich gern auf meine Art den Promenadenweg des Kurortes
auf und ab. Seit einigen Tagen war ich oft an einem alten Mann von ungefähr
78 bis 80 Jahren vorübergegangen, der sich auf einen Stock mit goldenem Griff
stützte. Ich erfuhr, er sei ein ehemaliger österreichischer General, aus
einer alten, sehr vornehmen Familie. Einige Male hatte ich gemerkt, dass der
Alte mich scharf anblickte, wohl auch, wenn ich vorüberging, stehenblieb und
mir nachschaute. Das war mir nicht überraschend, weil mir ähnliches schon oft
begegnet war. Nun aber, als ich einmal auf meinem Spaziergang ein wenig
stehengeblieben war, um etwas genauer anzusehen, kam der Alte freundlich auf
mich zu, hob den Hut ein wenig, was ich natürlich höflich erwiderte und
redete mich an, so dass die folgende Unterhaltung begann: „Ihr Name ist Herr
Goethe, nicht wahr?“ „Da haben Sie Recht.“ „Sie sind aus Weimar?“ „Das ist
auch richtig.“ „Nicht wahr, Sie haben Bücher geschrieben?“ „O ja ….“ „Und
auch Verse gemacht?“ „Auch.“ „Die sollen schön sein!“ „Hm.“ „Haben Sie denn viel
geschrieben?“ „Nun ja.“ „Ist das Versemachen schwer?“ „So, so.“ „Es kommt
dabei wohl auf die Laune an, ob man gut gegessen oder getrunken hat, nicht
wahr?“ „Das ist mir fast so vorgekommen.“ „Nun schauen Sie da sollten Sie
nicht in Weimar sitzen bleiben, sondern nach Wien kommen.“ „Ich habe auch
schon daran gedacht.“ „Sehen Sie, in Wien ist’s gut; es wird da gut gegessen
und getrunken.“ „Hm.“ „Und man hält etwas auf solche Leute, die Verse machen
können. Sie finden auch manchmal Eintritt in die feinsten Häuser. Kommen Sie
nur nach Wien und melden Sie sich bei mir. Ich habe Verwandtschaft und
Bekanntschaft genug. Schreiben Sie nur: Goethe aus Weimar, bekannt von
Karlsbad her. Das ist nötig, weil ich viel im Kopf habe.“ „Ich werde das
nicht vergessen.“ „Aber sagen Sie mir noch, was haben Sie denn geschrieben?“
„Allerlei.“ „Es soll alles so berühmt sein.“ „Ein wenig.“ „Schade, dass ich
nichts von Ihnen gehört habe. Sind denn schon neue verbesserte Ausgaben von
Ihren Schriften erschienen?“ „Das wollen wir hoffen.“ „Nein, schauen Sie, da
kaufe ich Ihre Werke nicht. Ich kaufe nur Ausgaben von letzter Hand. Sonst
hat man immer den Ärger, ein schlechtes Buch zu besitzen, oder man muss
dasselbe Buch zum zweiten Mal kaufen. Darum warte ich, um sicher zu sein,
immer den Tod der Verfasser ab, ehe ich ihre Werke kaufe. Das ist ein
Grundsatz bei mir, und von diesem Grundsatz kann ich auch bei Ihnen nicht
abgehen.“ „Hm.“ „Leben Sie wohl! Auf Wiedersehen in Wien!“ Damit war unser
Gespräch zu Ende. Der Alte drehte mir den Rücken zu und setzte seinen
Spaziergang fort. Ich habe ihn noch einige Male in Karlsbad gesehen. Zu einer
Unterhaltung ist es aber nicht mehr gekommen.
26) Der Humorist und der Bankier
Ein Bankier rief einem Humoristen einmal
ärgerlich zu: „Ach, Sie verstehen gar nichts, Sie können nicht einmal
addieren.“ „Dafür kann ich subtrahieren.“ „Beweisen Sie es!“ „Gut“, sagte der
Humorist. „Wenn ich zum Beispiel Ihr Geld von Ihnen abziehe, so bleibt eine
Null!“
27) Der Franzose und die deutsche Sprache
Wilhelm Grimm, der berühmte Sprachwissenschaftler
und Märchensammler empfing einmal den Besuch eines französischen Studenten,
der – obwohl er sich schon drei Jahre in Berlin aufhielt – kein Wörtchen
Deutsch sprechen konnte. Grimm fragte ihn, warum er sich gar nicht bemüht
habe, das Deutsche zu erlernen. „ Pardon, Herr Professor“, erwiderte der
junge Mann, „es klingt mir zu barbarisch, es ist eine Sprache für Pferde.“
„Ah“, sagte Grimm, „nun weiß ich auch, warum die Esel sie nicht sprechen
können!“
28) „Höflich“
Heine saß einmal in Paris in einem Restaurant und
las, als einige Engländer eintraten und eine allzu laute Unterhaltung
begannen. Nach einer Weile trat Heine an ihren Tisch und sagte höflich:
„Entschuldigung Sie bitte, aber ich störe Sie doch hoffentlich nicht in Ihrer
Unterhaltung, wenn ich Zeitung lese?“
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Freitag, 21. Februar 2014
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